New Normal für den Hosentaschen­philosophen

Was verbinde ich mit „New Normal“?

Dazu muss ich zunächst einmal für mich klären, was Normalität bedeutet. Sofort beginne ich, mich zu fragen, ob Normalität überhaupt ein erstrebenswerter Zustand ist. Ich assoziiere „Normal“:  gewohnt, bekannt, vertraut, Status Quo, unaufgeregt, sicher, statisch, unauffällig, gesund, widerstandsfähig, Mittelmaß, langweilig, spießig, 20°…

Gegenteilsbegriffe von Normal finde ich auch: unbekannt, abstrus, außergewöhnlich, exzeptionell, besonders, ausgefallen, andersartig, abartig, aufregend, schlecht, gut, interessant, exotisch, irritierend, extrem, unerwartet, kritisch, Euphorie, unvorhersehbar… dabei stelle ich fest, dass die Gegenteilsbegriffe mir zum Großteil reizvoller erscheinen. Gleichzeitig kann ich, gerade in diesen Zeiten, das Bedürfnis nach Normalität gut nachvollziehen.

Juli Zeh schreibt in ihrem Roman „Über Menschen“ – wie der Normalitätsbegriff mit und durch Corona strapaziert wird: „Abschaffung der Normalität, Wiedergewinnung der Normalität, Rückkehr zur Normalität, schnelle Normalität, nie wieder Normalität“. Das kann alles ganz schön verwirren, stelle ich fest. Ich suche also weiter nach einer passenden Definition für mich und nähere mich wissenschaftlich dem Begriff. Soziologisch betrachtet basiert Normalität auf Selbstverständlichkeiten innerhalb einer Gesellschaft, die nicht weiter erklärt werden müssen, bestimmte Verhaltensweisen und Abläufe etwa. Diese Selbstverständlichkeiten helfen uns bei der Strukturierung unseres Alltags und vieles, was selbstverständlich war, ist durch die Pandemie weggefallen. Die so wichtige Struktur für ein „normales“ Leben mussten wir uns in der Krise erst einmal selbst schaffen – Kinderbetreuung, Arbeiten von zu Hause, digitale Zusammenarbeit usw.

Normalität bedeutet, handlungs- und planungsfähig zu sein. Bedeutet dies im Umkehrschluss, wenn weder das eine, noch das andere vorhanden ist, Normalität nicht möglich ist? Für mich bedeutet das neue „Normal“, noch flexibler und anpassungsfähiger mit neuen Situationen umgehen zu können.

Normalität kreieren und definieren wir uns insofern auch individuell. Aktuell müssen wir auch als Gesellschaft einen neuen Normalitätsbegriff definieren. Und vielleicht macht gerade dieser Anspruch nach einer kollektiven Definition es gegenwärtig so schwierig und sorgt für Widerstand. Vermutlich braucht es bei der Definition Diversität – denn es wird mehrere Normalitäten geben. Ein erster konstruktiver Umgang mit dem „New Normal“ könnte sein, diese Vielfalt zunächst einmal zu akzeptieren.

Katrin Saacke

Katrin Saacke

Beraterin, Trainerin und Coach.

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