„Beim nächsten Mal, wenn mein Chef mit einer Zusatzaufgabe zu mir kommt, sage ich nein – diesmal ganz bestimmt. Zumal ich beim letzten Mal nicht einmal ein Dankeschön für meinen Einsatz erhielt!
Und dann kommt es, wie es kommen musste: Ich sage wieder nicht nein. In dem Moment bin ich total blockiert.
Und hinterher bin ich wieder sauer auf mich, weil ich es wieder nicht geschafft habe! Mein innerer Kritiker ruft: Das schaffst Du nie! Auf Dauer kostet das enorme Energie und zieht mich immer weiter runter.“
Unter Stress reagiert der Körper mit unseren ältesten Mustern
So oder ähnlich ergeht es vielen Menschen: Man möchte endlich sein Verhalten ändern, bereitet sich darauf vor, übt vielleicht sogar in einem Rollenspiel, wie es funktionieren müsste. Und wenn der Zeitpunkt dann da ist, haben wir keinen Zugang mehr zu unseren Ressourcen, sind innerlich blockiert. Nichts geht mehr, der Verstand gehorcht nicht mehr und fällt automatisch in alte Muster zurück.
Hier greifen Mechanismen, die bewusst nicht mehr steuerbar sind. Unser Stresszustand verhindert, auf unsere Ressourcen zugreifen zu können. Wir erleben einen inneren Alarm, der blitzschnell ausgelöst wird, ohne Vorwarnung.
Wie Coaching helfen kann, alte Stressmuster aufzubrechen
Rollen wir das Feld von vorne auf:
Wenn sich z.B. eine Führungskraft an solch ein oder ein ähnliches Thema heranwagt, das für sie herausfordernd ist, kann ein Coaching auf drei Ebenen stattfinden:
- auf der Ebene der Reflexion
- auf der Verhaltensebene
- auf der Ebene: Erkennen und Auflösen blockierender Muster
STRESSREDUKTION AUF DER REFLEXIONSEBENE
Üblicherweise beginnen wir im Coaching damit, zu reflektieren, z.B. welche Aufgaben eine Führungskraft erledigt, welche tatsächlich Teil ihres Jobs sind und worin ihre Rolle genau besteht. Auf dieser Ebene lässt sich ein erfolgreiches Coaching durchführen, wenn der Klient etwa ein Problem mit Rückdelegationen, Rollenunschärfe oder ungeklärten Erwartungen hat und versteht, dass es nicht sinnvoll ist, die Arbeit seiner Mitarbeiter oder Vorgesetzten zu machen.
Auf der Reflexionsebene betrachtet der Coach gemeinsam mit der Führungskraft deren Rolle und Aufgabe sowie das System, in dem sie sich bewegt. Wie geht die Führungskraft mit ihren Mitarbeitern um? Worin besteht die Rolle? Welche ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln existieren im System und wie kommt die Führungskraft damit zurecht? Welche Schwierigkeiten bestehen? Etc..
Sind die Probleme systemischer Natur, ist mit Reflexion ein erfolgreiches Coaching möglich.
Stressreduktion auf der Verhaltensebene
Weiß die Führungskraft jedoch nicht, WIE sie die neuen Erkenntnisse umsetzen kann, reicht die Reflexionsebene nicht mehr aus. Dann sind neue Verhaltensweisen gefragt, z.B. wie sie einen Konflikt klären kann. Sie kann sich Strategien erarbeiten und in der geschützten Umgebung z.B. eines Coachings etwas Ungewohntes so lange ausprobieren, bis sie sich damit wohl fühlt. Und wenn es dann in der Praxis auch funktioniert, ermutigt das, auf diesem Weg weiter zu machen.
Es kommt jedoch oft vor, dass trotz intensiven Vorbereitens alles beim Alten bleibt – siehe unsere Eingangsgeschichte. Hier sorgen innere Blockaden und das Zurückgreifen auf alte Gewohnheiten dafür, dass mit den ersten beiden Ebenen Veränderungen nicht zu erzielen sind.
Stressreduktion durch Introvision
Hier kommt die dritte Ebene ins Spiel: das Erkennen und Auflösen blockierender Muster. Bewährt hat sich hier eine in der Coachingwelt noch relativ unbekannte Methode: die Introvision.
Introvision (nach innen schauen) ist eine auf meditativen Achtsamkeitstechniken beruhende Methode, innere Blockaden, innere Hürden oder stresserzeugende innere Muster dauerhaft aufzulösen. Sie basiert auf Arbeiten der Hamburger Professorin Dr. Angelika Wagner, die zum Thema mentale Selbstregulation jahrzehntelang geforscht hat. Sie wurden durch Ulrich Dehner für das Coaching weiterentwickelt und für das Business-Coaching praktikabel gemacht.
Probleme basieren sehr häufig auf inneren Konflikten, die dann entstehen, wenn es einen sogenannten ‚Imperativ‘ gibt, der vorschreibt, dass etwas auf gar keinen Fall geschehen darf, während man gleichzeitig befürchtet, dass man dem Imperativ nicht gerecht werden kann. In unserem Fall verlangt der Imperativ „Ich muss auf jeden Fall Nein sagen“ und die Führungskraft fürchtet gleichzeitig „Es könnte passieren, dass ich es nicht schaffe“. So erlebt sie einen inneren Konflikt.
Solche Imperative sind immer mit einem Alarm verbunden, der sich äußert durch Anspannungszustände wie Magendrücken, Herzrasen, Unwohlsein etc., durch kreisende Gedanken oder durch Blockaden, die sich bis hin zum totalen Blackout äußern können.
Steht uns solch eine stressauslösende Situation bevor, versuchen wir sie durch Ablenkungsmanöver zu vermeiden oder wir versuchen durch z.B. Atemtechniken uns selbst zu beruhigen.
Diese durchaus nachvollziehbaren Strategien verfestigen jedoch die inneren Konflikte und verstärken diese sogar auf lange Sicht. In Extremfällen entsteht dann die Angst vor der Angst. Stress ist und bleibt damit vorprogrammiert und innere Blockaden bleiben so erhalten.
Durch Introvision können innere Glaubenssätze gelöscht werden
Die Methode des Introvision Coachings zielt auf die Auflösung dieser inneren Blockaden ab. Glaubenssätze, Ängste können zuverlässig und dauerhaft gelöscht werden.
Im Falle unserer Führungskraft löste der Satz „Es kann sein, dass ich NEIN sage und dann total abgelehnt werde“ Alarm aus, der sich in Magendrücken und in wild kreisenden Gedanken äußerte.
Dieser Alarm warnt: „Achtung – diese Situation ist unter allen Umständen zu vermeiden!“ und wurde durch eine oder mehrere belastende Situationen in der Amygdala gebildet.
Sie ist zuständig, unser Überleben zu sichern und springt immer dann an, wenn tatsächlich oder vermeintlich Gefahr für uns besteht. Dies geschieht so schnell, dass rationale Überlegungen erst im Nachhinein folgen – wenn die Situation längst vorbei ist und wir uns wieder nicht so verhalten haben, wie wir es uns vorgenommen hatten.
Im Coaching wird die Stresssituation bewusst herbeigeführt
Glücklicherweise ist unsere Amygdala lernfähig: mit Introvision Coaching setzen wir den Alarm in Gang und dieser wird dann ohne zu bewerten so lange beobachtet, bis er irgendwann ins Leere läuft und damit gelöscht wird.
Unserer Führungskraft gelingt es inzwischen, entspannt zum Vorgesetzten zu gehen und als Antwort auf eine an sie zu übertragende Aufgabe mit klarer Haltung zu äußern:
„Dieses Projekt kann ich momentan nicht in Angriff nehmen, da ich mit den bestehenden Projekten mehr als ausgelastet bin. Ich sehe die Möglichkeit in ca. 2 Wochen damit zu starten oder eines der laufenden Projekte zu stoppen. Welche Alternative bevorzugen Sie?“
Und das Entscheidende dabei: es wird kein Alarm ausgelöst, kein Gefühl der Ablehnung! Nur ein Gefühl innerer Zufriedenheit.