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Interview: Systemisches Management von Projekten und Prozessen (SMPP)

Gut geplante Abläufe allein reichen nicht. Erfolg entsteht, wenn Strukturen, Menschen und Kultur zusammenspielen. Experte Christopher Würth erklärt im Interview, wie systemisches Projekt- und Prozessmanagement Unternehmen hilft, Wandel wirklich wirksam zu gestalten.

Tarek Jan Schakib

5. November 2025

Ein CONTRACT-Berater macht in einem Workshop zu Prozessoptimierung Notizen auf dem Flipchart

Christopher, was ist SMPP eigentlich genau?

Christopher: SMPP steht für Systemisches Management von Projekten und Prozessen. Es verbindet klassisches Projekt- und Prozessmanagement mit einer systemischen Perspektive. Das heißt: Wir schauen nicht nur auf Methoden oder Tools, sondern immer auch auf das gesamte Organisationssystem – auf Wechselwirkungen, Beteiligung und Kultur. Nur wenn diese Dimensionen zusammenspielen, können Projekte und Prozesse wirklich greifen.


Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?

Christopher: Ein Beispiel: Eine Organisation will „Lean“ arbeiten und optimiert Prozesse im stillen Kämmerlein. Dann wundert man sich, dass die Belegschaft die neuen Abläufe nicht annimmt. Der Grund ist meist, dass Wechselwirkungen und Beteiligung übersehen wurden. Prozessmanagement funktioniert nicht isoliert – es braucht Menschen, die verstehen, warum sich etwas verändert und was ihr Beitrag ist.


Du bist also so etwas wie der Vernetzer, der diesen Gesamtblick ermöglicht?

Christopher: Genau. Ich bringe zwei Welten zusammen: die fachliche Kompetenz im Projekt- und Prozessmanagement und die systemische Beratungsperspektive. Es geht darum, beide Sichtweisen zu verbinden – also nicht nur Strukturen zu gestalten, sondern auch zu verstehen, wie die Menschen in der Organisation ticken, welche Dynamiken und Haltungen wirken und wie man sie konstruktiv einbeziehen kann.


Für welche Art von Prozessen ist das relevant?

Christopher: Grundsätzlich für alle. Prozessmanagement ist methodisch – es braucht dafür kein Fachwissen aus spezifischen Bereichen von Produktion oder Entwicklung, sondern Know-how darüber, wie man Prozesse analysiert, modelliert und kommuniziert. Entscheidend ist der systemische Blick: Welche Haltungen gibt es in der Organisation gegenüber Veränderung? Welche Geschichte trägt eine Organisation mit sich?  Wird Prozessmanagement als Kontrollinstrument gesehen oder als Chance? Diese Fragen machen den Unterschied.


Also ist SMPP im Grunde für jede Organisation interessant?

Christopher: Absolut. Ob Privatwirtschaft, Non-Profit oder öffentliche Verwaltung – überall sind funktionierende Prozesse zentral. Wenn wir etwa an Großprojekte wie den Berliner Flughafen denken: Mit solidem Prozess- und Projektmanagement hätte das sicher anders ausgesehen. Effizienz und Klarheit in Abläufen sind in allen Kontexten erfolgsentscheidend.


Seit wann beschäftigst du dich mit SMPP?

Christopher: Ich komme ursprünglich aus der klassischen Projekt- und Prozessberatung und habe dort internationale Projekte verschiedener Größenordnungen begleitet. Bei CONTRACT arbeite ich seit Beginn, also 2017, mit der systemischen Perspektive. Offiziell leite ich das Center of Competence SMPP bei CONTRACT seit drei Jahren.


Was sind aktuell die größten Herausforderungen in deiner Arbeit?

Christopher: Sehr häufig geht es um Haltung und Kultur. Viele Unternehmen investieren stark in Strukturen und Methoden – aber die Haltung der Menschen bleibt außen vor. Dabei entscheidet sie über den Erfolg. Zum Beispiel im Produktentstehungsprozess: Es reicht nicht, nur Abläufe zu optimieren. Man muss die gesamte Wertschöpfungskette betrachten – vom Produktmanagement über die Entwicklung bis zum Vertrieb. Nur wenn Schnittstellen und Verantwortlichkeiten klar sind und Menschen miteinander ins Gespräch kommen, entsteht ein tragfähiges System.

Hast du ein Beispiel aus der Praxis – eine Art Success Story?

Christopher: Ja, ein Unternehmen hat mich eingeladen, um einen Trainingsworkshop zum systemischen Prozessmanagement zu gestalten. In gemischten Gruppen aus verschiedenen Bereichen haben wir gemeinsam reale Prozesse analysiert und optimiert. Die Geschäftsführung war so überzeugt, dass sie den Ansatz als Leuchtturmprojekt für die gesamte Organisation übernommen hat. Dabei ging es nicht nur um Methodik, sondern auch um Kultur: Führungskräfte sollten Prozessmanagement nicht als Kontrolle, sondern als Entwicklungswerkzeug verstehen. Das hat vieles bewegt – mehr Transparenz, bessere Schnittstellenkommunikation und ein offenerer Umgang mit Verantwortung.


Du hast vorhin das Thema Verantwortung erwähnt – wie meinst du das?

Christopher: In Projekten geht es oft um laterale Führung. Man führt ohne disziplinarische Macht, also durch Vertrauen, Transparenz und Beteiligung. Das bedeutet auch, Fehler offen ansprechen zu können oder den Mut zu haben, ein Projekt zu stoppen, wenn es keinen Sinn mehr ergibt. Ich habe einmal mit einer Gruppe von zwölf Projektleitenden durchgerechnet, wie viel Geld durch das Weiterführen eigentlich schon gescheiterter Projekte verloren ging – das waren zweistellige Millionenbeträge. Das zeigt, wie wertvoll es ist, Haltung und Methodik gemeinsam zu entwickeln.


Gibt es etwas, das dir zum Abschluss noch wichtig ist?

Christopher: Ja. Wenn wir auf die aktuelle Wirtschaftslage schauen, steht in vielen Unternehmen Kosteneffizienz im Vordergrund. Strategie und Struktur bekommen viel Aufmerksamkeit – die Kultur gerät dabei oft in den Hintergrund. Aber Kultur ist der entscheidende Erfolgsfaktor. Nur wenn die Menschen die Veränderung tragen, bleibt sie nachhaltig. Unternehmen sollten sich trauen, hier gezielt zu investieren – mit Expert:innen an ihrer Seite, die auch diesen kulturellen Blick mitbringen.


Das Interview mit Christopher Würth führte Tarek Jan Schakib. Wenn Sie mehr über ihre Arbeit und Schwerpunkte erfahren möchten, lohnt sich ein Blick auf ihre Profilseiten: Christopher Würth | Tarek Jan Schakib. Passend dazu erfahren Sie mehr darüber, wie wir Prozesse systemisch optimieren und Unternehmen nachhaltig stärken.

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